Montag, Juli 03, 2006

Stifterappler

Stifterappler ist ein Beinamen, den die Schiersteiner (Anmerkung: Ortsteil von Wiesbaden) schon seit langer Zeit tragen.

Die Geschichte dazu geht so:
Zwischen Mainz und Wiesbaden verläuft der Rhein als natürliche Grenze und trennt die beiden Landeshauptstädte. Auf der rheinland-pfälzischen Seite war man seit Menschengedenken sauer auf die "besseren Leut" aus dem hessischen Wiesbaden. So weit - so gut.

Schierstein mit seinem Hafen wiederum galt als ein eher armer Bezirk Wiesbadens. Verglichen mit der Gegend um den Neroberg ("Hausberg" Wiesbadens) oder Aukamm (Kurgebiet und zugehörige Kliniken) zum Beispiel konnte die Hafengegend nicht mithalten. Am Hafen wurde noch für wenig Geld hart gearbeitet, während im Rest der Stadt reichlich Geld als Beamter, Lehrer, Arzt oder sonst gut bezahlten Berufen verdient wurde.

Jedes Jahr zur Kirchweih putzten sich die Wiesbadener heraus und zeigten was sie hatten. Mit stolz geschwellter Brust, gebügelt und gestriegelt flanierten sie auf dem Fest; getreu dem Motto "sehen und gesehen werden". Das nötige Kleingeld für das Fest trugen sie meist in kleinen Ledersäckchen in der Hosentasche mit sich.

Da aber, wie bereits erwähnt, die jungen Burschen vom Hafen kaum Geld hatten, steckten sie sich einfach ein paar Nägel (Stifte) in die Hosentaschen und klimperten damit kräftig beim Gehen. Auf die Mädchen wirkte dies weitaus mehr, als die ausgebeulten Hosen der wirklich Wohlhabenden. Und damit war zumindest der erste Schritt getan und die feinen Pinkel hatten das Nachsehen.

Was lernen wir daraus:
Lieber arm und clever - als reich und einfältig.

3 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

ob dass immer noch klappt, mit so einem beutel? ich glaub ich werds bald mal ausprobieren. ^^

kein einzelfall hat gesagt…

Die traditionelle Form des not so heavy metal. Aus Hesse, wer hätt's gedenkt.

Pe Pe hat gesagt…

@medienjunkie: Nicht vergessen - der dicke Beutel macht nicht das Rennen.

@Madame Einzelfall: Einfallsreichtum ist auch heute noch eine Stärke der Äppelwoi-und Handkäs-Fraktion.