Dienstag, August 01, 2006

Hermes - der Bote der Götter

Einer meiner zahlreichen Nebenjobs aus vergangenen Tagen war der eines Kurierfahrers. Da ich zu dieser Zeit als Beamter in Diensten des Verteidigungsministeriums stand, hatte ich auch ausreichend Zeit dafür. Allzeit bereit - das galt natürlich auch für die kleine Spedition, bei der ich meine Telefonnummer hinterlegt hatte.

Es war Freitag - kurz nach 12:00 Uhr, als mich M. anrief und sich erkundigte, ob ich Zeit für einen Ausflug hätte. Nach Tschechien sollte es gehen - genauer gesagt nach Mlada Boleslav, einem kleinen Ort ca. 60 km hinter Prag. Wie so oft sollten Teile für die Kfz-Fertigung geliefert werden; diesmal zu Skoda.
Zwanzig Minuten später stand ich in der Eingangstür der Spedition.

M. erklärte mir kurz, dass der "Idiot von Fahrer" seinen Ausweis vergessen hatte und deshalb an der Grenze nicht abgefertigt wurde. Ich sollte also mit dem alten, klapprigen Golf dort hinfahren, den Idioten ablösen und die Teile ausliefern.
Den Golf würde der Kollege dann für die Heimfahrt nutzen.

Da ich die Strecke nicht zum ersten Mal gefahren bin, wußte ich, dass 600 km einfache Wegstrecke vor mir lagen. Also habe ich dem Golf ordentlich die Sporen gegeben und bretterte in Richtung tschechische Grenze. Endlich dort angekommen tauschte ich mit dem Idioten das Gefährt, erledigte die Formalitäten am Zoll und fuhr weiter.

M. hatte schon vor meiner Abfahrt eindringlich darauf hingewiesen, wie wichtig diese Lieferung sei. Er rief mich unterwegs an und informierte mich, dass er die Nummer des Handy an den Empfänger weitergegeben hatte. Kurz darauf meldete sich eine Frauenstimme am Telefon und fragte: "Wie lange brauchen sie bis sind sie hier?"

Zu diesem Zeitpunt war ich noch gute 100 km vor Prag und brauchte noch gute zwei Stunden. Nicht weil ich so langsam fuhr, sondern vielmehr weil ich mich noch durch den Prager Verkehr quälen mußte. Eine wirklich schöne Stadt - aber verkehrstechnisch eine Katastrophe.

Die Dame hatte mich zwischenzeitlich noch mehrmals angerufen und sich nach dem Zeitpunkt des Eintreffens erkundigt. Endlich hatte ich mich durch den baustellenverseuchten Prager Verkehr gewurstelt und sah wieder Licht in Form einer Autobahn. Wieder klingelte das Handy. M. war dran.

"Sitzt Du gerade?"
"Selbstverständlich - blöde Frage. Wie sonst sollte ich mit dem Transporter fahren?"
"Gut so. Jetzt bitte nicht durchdrehen."
"Was ist los?", fragte ich.

"Die Leute von Skoda haben angerufen. Sie wollen die Lieferung nicht mehr haben. Du kannst umdrehen."
"WAAAAAS?", schrie ich zurück, "ich bin noch etwa 40 km von Mlada Boleslav entfernt. Das kann nicht Dein Ernst sein."
Es war ernst und alles fluchen und zetern half nichts.

Wieder zurück an der tschechisch-deutschen Grenze mußte ich noch eine Menge Fragen beantworten. Schließlich sollte mein Transporter leer sein, tatsächlich befanden sich aber Güter darin. Gottseidank kam mir ein deutscher Grenzbeamter zur Hilfe, der seinem tschechischen Kollegen erklären konnte, was passiert war.

Hundemüde kam ich dann mitten in der Nacht wieder zu Hause an.
So etwas ist mir nicht nochmal passiert - aber als Kurierfahrer gibt es eine Menge Geschichten zu erzählen.

Bald mehr davon.

3 Kommentare:

secretVm hat gesagt…

Das war dann natürlich leicht bitter ... Skoda scheint ja superorganisiert zu sein. Erst bestellen und dann nicht mehr wollen.

dieLinda hat gesagt…

tja, und genau aus DEM grund will ich auch ins hotelgewerbe und nicht zum kurierdienst:)

Pe Pe hat gesagt…

@secretvm:
Sowas kommt vor - aber bei Skoda gab es noch viel mehr zu erzählen.

@dieLinda:
Im Hotel gibt es sicherlich keine Absagen - ganz bestimmt nicht ;)