Montag, April 17, 2006

Zirkuskinder

Die Plakate waren überall in der Stadt verteilt und als sie ankamen, folgten ihnen die Kinder bis an den grossen Platz am anderen Ende der Stadt. Kräftige Männer schlugen schwere Eisenstäbe in die Erde und an dicke Seile gebunden wurde die Kuppel aufgestellt. Schon bald stand das mächtige Zelt und verkündete weithin sichtbar, dass ein Zirkus in der Stadt gastierte.

Direkt neben dem prächtigen Wagen des Direktors, der gleichzeitig auch die Kasse und den Eingang markierte, stand sein Anhänger. In roten Lettern war darauf zu lesen: "The flying Armandos".
Einer von drei Brüdern, die bereits in der dritten Generation der berühmten Artistenfamilie im Zirkus auftraten. Schon sein Vater war ein kühner Artist für den die Gesetze der Schwerkraft offenbar nicht galten. Und so war auch seine Welt das Trapez, direkt unter dem Kuppeldach.

Er war ein gutaussehender Bursche, sein Körper bestand fast nur aus Muskeln. Seine sauber gescheitelten schwarzen Haare glänzten im Scheinwerferlicht der Manege. Die Zuschauer hielten gespannt den Atem an, wenn er zu seinem todesmutigen 3-fachen Salto ansetzte. Sie klatschten und tobten, als er wieder sicher in den Armen seines Bruders gelandet war.
Ja! Er war zweifellos die Hauptattraktion, der Star in der Manege.

Seinen größten Triumph feierte er damals, als er und seine Brüder vor dem Fürsten von Monacco auftraten. Begeistert hatte der ihnen applaudiert und sie anschließend sogar persönlich eingeladen. Diesen Tag würde er wohl nie in seinem Leben vergessen.

Viele Jahre hatte er das Publikum begeistert und blieb sein Leben lang dem Zirkus treu. Unter der Kuppel war er schon lange nicht mehr. Seine Kinder sollten die Tradition fortsetzen; er war zu schwach dafür geworden. Aus ihm wurde, wie aus den meisten alternden Artisten, ein Clown.

Mit einem kleinen Hut auf dem Kopf, die Nase rot geschminkt, steht er in seinem viel zu großen Kostüm. In jeder Vorstellung gehört ihm die letzte Nummer. Alles ist dunkel wenn er das Zelt betritt. Nur ein kleiner weisser Scheinwerfer zeigt auf ihn. Mitten im Rund der Manege nimmt er aus dem mitgebrachten Koffer eine Trompete.

Dann spielt er, wie einst auch sein Vater, jedesmal voller Hingabe sein Trompetensolo:
"Oh, mein Papa war eine wunderbare Clown,
oh, mein Papa war eine große Kinstler.

Hoch auf die Seil, wie war er herrlich anzuschauen!
Oh, mein Papa war eine schöne Mann!

Ei, wie er lacht, sein Mund wie sein so breit und rot,
und seine Aug´ wie Diamanten strahlen!

Oh, mein Papa war eine wunderbare Clown,
oh mein Papa war eine große Kinstler."

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Naja, man wird älter...

secretVm hat gesagt…

ja, aber auf das älter werden habe ich irgendwie keine lust ;)